text: Carsten Theumer

Zur Medaille „Neuguß der Osanna“, 2019

Die Medaille entstand aus Anlaß auf den Neuguß der großen Glocke OSANNA für die Nikolaikirche Leipzig im Jahr 2019.

Über 100 Jahre war der Südturm der Kirche verwaist, die Vorgängerglocke wurde im Jahr 1917 zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Die Kirchgemeinde von St. Nikolai initiierte aus Anlaß des 30. Jahrestages der Friedlichen Revolution im Osten Deutschlands ein Projekt zur Schaffung von insgesamt sechs neuen Glocken für die größe Kirche der Stadt Leipzig.
Am Ende eines Wettbewerbes erhielt ich den Auftrag für die Glockenzier der großen Osanna.

Als Thema der über 2m hohen Glocke mit dem Ton g° wählte ich die Genesis, die Schöpfung der belebten Welt. Über einhundert Tiere verschiedenster Gattungen sind dabei über die gesamte Glockenoberfläche verteilt. Fische, Lurche, Säugetiere , Insekten und Vögel, sowie einige Posaunenspieler, die um den Segensspruch gruppiert sind, umspannen die Glocke bis zur Rückseite, die ein Text zur Glockenhistorie mit einem Bild der Kirchenfassade gliedert.

Das Medaillenbild der Vorderseite zeigt die Gießerei von Albert Bachert in Neunkirchen.
Ein Gießer steht vor dem Schmelzofen über der Gießgrube und reguliert den Zufluß der flüssigen Bronze. Am Schlot über dem brennenden Schmelzofen ist ein kleiner Teufel angebunden, unfähig während des Gusses Unheil anzustiften.
Dagegen bevölkern Tiere der Glocke die Szenerie. Rechst vom Gießer sind die vier Tiere der Kirchgemeinde zu sehen. Taube, Esel, Löwe und Lamm schauen gebannt und friedvoll zu. Ein fliegender Fisch streift durch den Raum. In der Gießgrube schmiegt sich ein Engel schützend um die Form, dahinter ziehen Meerestiere ruhig ihre Bahn.
Die irrationale, aber kontemplative Ansicht dieser Seite spiegelt für mich das wirkliche Ereignis des Glockengusses in der Gießerei wider. Hochkonzentriert agierten die Gießer um Albert Bachert während des Gusses, der über eine halbe Stunde anhielt, bis die Form der Glocke gefüllt war.

Die Rückseite der Medaille widmet sich mit dem Text diesem Anlaß. Das Gewicht der Glocke ergab am Ende, anders als geplant, sogar fast 7 t.