Vorderseite: Hüglige Landschaft, aus der sich Umrisse und Formen einer hockenden Eule in Dreiviertelansicht ergeben. Darüber mit Schnüren gezogenes Gitternetz, das bis zu einer Außenlinie reicht, und zwei Messstäbe mit Wimpel. Im linken Feld die Signatur T. Rückseite: WALTER / HÄVERNICK-/PREIS FÜR / NUMISMATIK. Aufschrift in vier Zeilen, aussen Linie.
Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. 2015/119, Objekt-Nr: 18247620 (Belegexemplar). Bronze, 92x111 mm. Datierung: 2015 Der Walter Hävernick-Preis für Numismatik ist der Nachwuchspreis der Numismatischen Kommission der Länder (www.numismatische-kommission.de). Mit seiner Vergabe wird die Weiterentwicklung der numismatischen Forschung in Deutschland unterstützt. Er besteht aus einer Medaille und einer Urkunde und ist zusätzlich mit 2.000 Euro dotiert. Mit dem Preisgeld wird die Drucklegung einer hervorragenden wissenschaftlichen Abschlussarbeit oder Monographie junger Nachwuchswissenschaftler gefördert. Grundlage für die Auszeichnung bildet ein beispielhaftes Werk, das wissenschaftliches Neuland erschließt, über die Fachgrenzen hinaus wirkt und in seiner sprachlichen Gestaltung vorbildhaft ist. Bislang wurde er viermal vergeben: 2012 an Angela Berthold, 2013 an Philipp Rössner und Johannes Wienand für ihre qualitativ gleichwertigen Arbeiten, und 2014 an Alexa Küter.
Die Medaille, deren Entwurf durch die Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst betreut und finanziert wurde, ist ein Werk des in Halle (Sachsen-Anhalt) schaffenden Bildhauers und Medailleurs Carsten Theumer (www.medaillenkunst.de). Die Vorderseite zeigt nicht das Porträt des verdienten Numismatikers, nach dem der Preis benannt ist, sondern ist das Ergebnis von Überlegungen des Künstlers zum Wesen der Numismatik. Für Viele steht das athenische Motiv der in Dreiviertelansicht nach rechts hockenden Eule für die Numismatik schlechthin. Numismatische Vereine und Sammler haben die Eule als ihr Wahrzeichen gewählt. Auch die Numismatische Kommission der Länder als die Donatorin der Medaille, die nicht käuflich erworben werden kann, hat die Eule in ihr Signet aufgenommen, denn Athenas Begleittier ist zugleich auch das Symbol von Weisheit und Klugheit der Göttin. Theumer manifestiert die Eule als Emblem der Numismatik, spielt jedoch auf mehreren Ebenen mit dieser Symbolik: Indem er die Darstellung der Eule stark abstrahiert und verschlüsselt, stellt er eine Parallele zur Außenwahrnehmung der Numismatik als hermetisch abgeschlossene wissenschaftliche Disziplin dar. Auch sie erscheint auf den ersten Blick häufig rätselhaft und nur Eingeweihten zugänglich. Der Medailleur verbirgt das Tier unter einer zerzausten Landschaft mit Hügeln und Tälern, und daher ist sie auf ersten Blick nicht zu identifizieren. Doch diese Landschaft wird vermessen und auf diese Weise in ein Koordinatensystem gebracht. Die offenen Fäden im Vermessungssystem erinnern daran, dass es in der Numismatik offene Fragen zu lösen und Verbindungspunkte zu verknüpfen gibt. Theumers Medaille ruft den Preisträgern in Erinnerung, dass Athenas Klugheit und Geschicklichkeit die Eigenschaften sind, die sie anwenden müssen: zum Enträtseln der Medaille, und nicht weniger zum Lösen numismatischer Fragestellungen.